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Porsche: Cayenne-Massenrückruf

Foto: Porsche AG
Rückruf: Cayenne Diesel

Ob das wirklich reicht? Porsche plant im Rahmen des Dieselskandals nur ein Software-Update

Nachdem Verkehrsminister Dobrindt ein Zulassungsverbot für den Cayenne Diesel verhängte, war Porsche im Zugzwang. Nun meldet Porsche, man rufe in Abstimmung mit dem Kraftfahrtbundesamt (KBA) Fahrzeuge des Typs Cayenne 3,0-Liter-V6-Diesel der Emissionsklasse EU6 zurück. Hintergrund sei, dass der Sportwagenhersteller bei internen Untersuchungen Unregelmäßigkeiten in der Motorsteuerungssoftware festgestellt und diese aktiv dem KBA dargelegt habe. Mit der Behörde wurde eine Korrektur durch ein Software-Update im Rahmen eines Rückrufes vereinbart, so Porsche.

Verkehrsminister Dobrindt stellt das anders dar: Danach habe zuerst das Kraftfahrtbundesamt (KBA) ermittelt, dass bei den betroffenen Porsche-Dieseln nicht alles mit rechten Dingen zugehen könne.

Quelle: Spiegel
Wie Spiegel Online meldet, habe man aufgrund eines Insider-Tipps festgestellt, dass in der "Getriebesoftware des Cayenne ein als Aufwärmmodus getarnter Mechanismus arbeitet. Dessen Zweck sei es, die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte einzuhalten. Aber nur auf dem Prüfstand: Schon bei kleinen Kurven oder einer Steigung registriere der Wagen, dass er auf der Straße ist, und wechselt in ein anderes Schaltprogramm." SPIEGEL-Redakteure überprüften den Hinweis - und wurden prompt fündig.

Kein "Porsche-Diesel"?
Betroffen sind europaweit rund 21.500 Fahrzeuge der Baujahre 2014 bis 2017, davon 6.000 in Deutschland. Nach eigener Aussage entwickelt und produziert Porsche selbst keine Diesel-Motoren, sondern bezieht sie im Konzernverbund von Audi. Das allerdings dürfte jedem Porsche-Besitzer zu Recht völlig egal sein, denn bislang vermarktet Porsche diese Motoren ja ganz selbstverständlich als eigene Produkte. Es wäre also weder verständlich noch glaubwürdig, wenn sich Porsche nun hinter dem Hinweis verschanzen würde, die Motoren kämen ja eigentlich von jemand anderem. Immerhin betont Porsche, als Fahrzeughersteller die volle Verantwortung gegenüber den Kunden zu übernehmen - alles andere wäre aber auch absurd.

Rückruf ab Herbst
Wie Porsche mitteilt, soll der Rückruf – nach Freigabe des vorgeschlagenen technischen Software-Updates durch das KBA – voraussichtlich im Herbst 2017 starten und baldmöglichst abgeschlossen werden. Die Besitzer der Fahrzeuge sollen direkt von ihrem zuständigen Porsche-Partner kontaktiert werden. Der Werkstattbesuch soll nach Vereinbarung schnellstmöglich erfolgen, etwa eine Stunde in Anspruch nehmen und für die betroffenen Porsche-Halter kostenlos sein.

Eigene Ermittlungen
Wichtig scheint Porsche zu betonen, dass man - unabhängig von dem vereinbarten Rückruf - weiterhin interne Überprüfungen an seinen Fahrzeugen durchführe und daraus Optimierungen ableite. Bei dieser Formulierung drängt sich allerdings die Frage auf, warum man erst jetzt damit anfängt, eigene Messungen vorzunehmen und zugelieferte Produkte zu überprüfen.

Software-Update ausreichend?
Man darf gespannt sein, ob ein reines Software-Update ausreicht, um die Emissionen der Porsche-Diesel auf Euro-6 Niveau zu bringen. Nicht nur die Deutsche Umwelthilfe (DUH) bezweifelt das; vieles spricht dafür, dass nur umfangreiche bauliche Maßnahmen für eine ausreichend gute Abgasreinigung sorgen. Deren Kosten dürften mindestens im Bereich von 1.500 Euro pro Fahrzeug liegen - so die Kalkulation der DUH. Falls das stimmen sollte: Wer diese (eventuellen) Kosten trägt, bleibt leider noch unklar.

Wer zahlt eigentlich?
Nachdem jetzt gerichtlich geklärt ist, dass ein Fahrverbot für Diesel-Fahrzeuge mit nicht ausreichender Abgasreinigung rechtens ist, herrscht großer Handlungsdruck, zumal schon jetzt die Preise für gebrauchte, aber eigentlich junge Euro-5 und viele Euro-6 Dieselfahrzeuge immer weiter fallen; der Schaden der Fahrzeugbesitzer ist schon jetzt enorm. Und es wird noch schlimmer kommen: Nach Inkrafttreten eines Dieselfahrverbots in Stuttgart ab 2018 dürften betroffene Fahrzeuge hierzulande praktisch unverkäuflich sein. "Pech gehabt!" scheint die Devise zu sein. Falls überhaupt eine Nachrüstung möglich sein sollte (fraglich), dann scheinen mit Stand heute die Kosten komplett bei den Fahrzeugeignern hängen zu bleiben. Eine wirklich tolle Perspektive.

Die richtig Dummen
Wer mit einem älteren Diesel fährt, schaut erst recht in die Röhre, denn um eine Nachrüstung dieser Autos auf (echten) Euro-6 Standard kümmert sich keiner der Hersteller. Möglicherweise lassen sich Fahrzeuge über Drittanbieter wie Twintec nachrüsten, die ein "BNox-System" entwirckelt haben, das auch Euro-4 Motoren entsprechend sauber machen soll. Ob diese Form der Nachrüstung anerkannt wird ist noch unklar. Also was tun: Trotz vermutlich hoher Verluste verkaufen, so schnell es geht - oder pokern und hoffen, dass die Hersteller das Problem schon irgendwie lösen werden? Wie man es auch dreht oder wendet, der Autofahrer ist der Dumme. Hurra.

Nach Oben
Baustellen in und um Stuttgart

Quelle externer Link: Landeshauptstadt Stuttgart
Freitag, 25. April 2025